Neuer Abschnitt für Kyle: Wechsel an die neue Schule
Der Schulstart eines Kindes mit FoxG1-Syndrom bringt viele Fragen und Entscheidungen mit sich. In diesem Beitrag berichtet Kyles Mama von Kyles erstem Schultag in einer neuen Schule, die bereits Erfahrung mit FoxG1-Kindern hat, ihre Fähigkeiten sieht und individuell auf ihre Bedürfnisse eingeht. Vom Ankommen im Schulalltag über das Essen bis hin zum Lernen im Klassenverband.
Vernetzung, Vertrauen und Schulwahl
In den letzten Jahren habe ich mich immer mehr gefragt, was für Kyle noch möglich ist. Wir gehen als Eltern in Therapien und suchen Wege, auf denen wir unsere Kinder weiterbringen können. Die Vernetzung mit anderen Eltern ist dabei wichtig. Gerade in der FoxG1-Gruppe stellt man immer wieder fest, wie ähnlich sich die Kinder sind.
Nachdem ich mit Kyle eine Schule besucht hatte, in die bereits zwei Foxies in seinem Alter gehen, stand mein Entschluss fest: Kyle sollte ab Sommer diese Schule besuchen. Beide Mädchen hatten schon den Kindergarten dort besucht und können lesen und rechnen. Foxies werden kognitiv meist unterschätzt – nicht so an dieser Schule. Ich bin gespannt, was uns in den nächsten Schuljahren noch erwartet. Die Lehrerin hatte mich in den Sommerferien kontaktiert und mir bereits einige Fragen zu Kyle gestellt. Da sie Kinder mit FoxG1 schon kannte, überraschte es sie nicht, dass Essen und Trinken bei uns ein Thema sind. Wir vereinbarten, dass ich Kyle in den ersten zwei bis drei Tagen begleiten würde, damit er gut in der Schule ankommen kann.
Ich bin gespannt, was uns in den nächsten Schuljahren noch erwartet.
Ein aufregender erster Schultag
Wir waren beide sehr nervös, sozusagen wie am ersten Schultag. Die Rektorin hatte alle LehrerInnen sowie SchülerInnen versammelt und begrüßte alle sehr herzlich. Sie kannte jede/n SchülerIn und rief die einzelnen Klassen auf. Daran merkte man sofort, wie klein und familiär diese Schule ist. Kyle kam in eine Klasse mit einem anderen Foxy Mädchen. Die beiden kennen sich bereits seit acht Jahren.
Die Kinder durften erzählen, was sie in den Ferien erlebt hatten. Der Redebedarf war groß. Kyle hatte ein großes Blatt mit vielen Bildern dabei und zeigte einen Wohnwagen, einen Strand, Eis und eine Badehose. Ich erzählte für ihn, dass wir im Karate-Camp waren, da der kleine Bruder Karate macht. Das Camp findet an einem schönen Campingplatz mit Baggersee statt und es gibt dort auch einen Sandstrand. Ein zuckerfreies Eis – eigentlich für Diabetiker – hat Kyle dort sehr gut geschmeckt. Danach waren wir noch zusammen im Turnraum der Schule.
In der Pause gab ich Kyle seinen Frühstücksshake. Hier kommt immer MCT-Öl hinein, damit Kyle mehr Energie bekommt und sich hoffentlich besser konzentrieren kann. Kyles Freundin bekam ein weiches Brot mit einem Aufstrich. Ich bin immer wieder fasziniert, wie manche Foxies kauen können. Kyle kann zwei bis drei Stücke einer sehr schmackhaften Weißwurst etwas zermahlen und schluckt dann die kleineren Stücke herunter. Dabei muss man aufpassen, dass er sich nicht verschluckt. Danach wird es ihm dann aber schon zu anstrengend und er verweigert, dreht den Kopf weg. Mittags gab es einen Brei, à la Bolognese mit Hackfleisch und frischen Tomaten. Er bekommt seine ketogene Kost im Verhältnis 3:1.
Nach dem Essen durften sich die beiden Foxies auf einem Sitzsack in einer gemütlichen Ecke ausruhen. Der erste Tag war insgesamt jedoch sehr anstrengend und wir haben es nicht ganz bis zum Schluss durchgehalten. Man hat Kyle auch direkt angesehen, dass er ganz schlapp war. Die Lehrer haben mir vorgeschlagen, ihm auf jeden Fall mehr Pausen im Sitzsack zu gönnen. Gerade anfangs ist die Umstellung für ihn sehr groß und anstrengend.
Anschauliches Lernen im Schulalltag und gemeinsames Essen
Der zweite Tag begann mit einem Morgenkreis und danach mit Mathematik. Hier bekam jedes Kind seine Materialien, mit denen es das Rechnen gelernt hat. Die Sitznachbarin von Kyle hatte Karten, die sie auf den Tisch legte, und ein anderes Mädchen schrieb auf ein Blatt Papier. Kyle bekam Glassteine und sollte sie in ein vorgesehenes Behältnis sortieren. So beginnt man mit der Mengenlehre, habe ich mir erklären lassen. Es wird sehr anschaulich dargestellt.
Das Essen wurde am zweiten Tag von den Schulhelferinnen übernommen und Kyle hat sehr gut mitgemacht. Die Lehrer wissen durch die anderen Foxies schon sehr gut, dass „Kopf wegdrehen“ bedeutet: Ich habe keinen Hunger. Wenn Kyle trinken möchte, greift er nach seinem blauen Becher, den er noch nicht allein halten kann. Natürlich hoffe ich, dass die Kinder sich gegenseitig Appetit machen. In der Gemeinschaft zu essen hat Kyle schon immer gut gefallen. Ich werde auch in Zukunft das Essen immer mitliefern und in sein Büchlein schreiben, was es gibt. Dieses Büchlein ist zurzeit noch unser Kommunikationsheft. Ich schreibe hinein, wie die Nacht war, was er vielleicht an einem Wochenende erlebt hat und die Lehrer schreiben mir zurück, was in der Schule los war und ob wieder etwas benötigt wird. Später wird dieses Büchlein durch einen Taster ersetzt. Hier kann man durch Drücken einer Taste eine Nachricht aufnehmen. Kyle hat so die Möglichkeit, im Morgenkreis seine Nachricht selbst zu drücken.
Wir freuen uns schön auf die nächsten Jahre in dieser Schule.